WATTMESSUNG beim Laufen

Eines vorneweg ,Die absoluten Leistungswerte in Watt auf dem Rad und beim Laufen sind zwei paar Stiefel und nicht direkt miteinander vergleichbar. Führt man sich vor Augen, wie beide ermittelt werden, ist das in der Theorie auch absolut logisch und bestätigt sich in der Praxis.

Um den Stryd-Powermeter zur Steuerung seines Lauftrainings nutzen zu können, muss ein eigenständiger, laufspezifischer Test durchgeführt werden. Ebenso sollte man sich generell als Verwender eines Running-Powermeters bei der Trainingsauswertung klarmachen, dass – anders als beim Radfahren – es nicht notwendigerweise Ziel eines Trainingsplans ist, mehr Watt zu produzieren, sondern es eher darum geht, mehr „Speed pro aufgebrachtem Watt“ zu erreichen.

Ziel: Verbesserung der Laufökonomie

Ein zentrales Argument für den Einsatz eines Running-Powermeters ist die Möglichkeit, anhand der gesammelten Daten, Aussagen über die Ökonomie eines Läufers, seine „Running Efficiency, RE“, zu treffen. Mit Hilfe einiger eigens zu diesem Zweck entwickelter Metriken bekommt man so ein Instrument an die Hand, den eigenen Laufstil nicht nur zu analysieren, sondern gezielt an dessen Ökonomisierung zu arbeiten. Sprich: schneller zu laufen, ohne dafür mehr Energie aufwenden zu müssen. Klingt gut, oder? Ich persönlich bin in der Tat der Auffassung, dass hier vielleicht das größte Potential für den Einsatz von Running-Powermetern schlummert.

Zum jetzigen Zeitpunkt allerdings wird in einschlägigen Kreisen noch relativ ergebnisoffen diskutiert, welche Metrik zu diesem Zweck die geeignetste sein könnte. Auf einige dieser Größen bin ich in meinen vorausgegangenen Artikeln bereits eingegangen (Stichworte: Leg-Spring-Stiffness, Speed per Watt, Running Efficiency Index) und je nachdem, mit wem ich gerade diskutiere, tendiere ich zu einer anderen Metrik als die geeignetste Größe zur Evaluation der Laufökonomie. Erschwerend kommt hinzu, dass manchmal auch schlicht unterschiedliche, gleichberechtigte Möglichkeiten existieren, ein und das selbe Prinzip mathematisch auszudrücken.

Einzig auf die sogenannte From-Power möchte ich doch noch etwas näher eingehen, da diese Metrik sehr schön den Unterschied zwischen einem Burstgurt-Powermeter und einem am Fuß befestigten Powersensor veranschaulicht. Wie bereits eingangs erwähnt, handelt es sich beim Stryd-Pioneer um einen Brustgurt-Sensor, während sein Nachfolger, der Stryd-Summit, als Foot-Pod an den Laufschuh geklippt wird. Bei ersterem dürfte somit klar sein, dass es sich hierbei eindeutig um einen 3D-Sensor handelt, der basierend auf einem laufspezifischen Algorithmus aus den Beschleunigungen in allen drei Raumebenen und der Laufgeschwindigkeit (per GPS ermittelt) einen Leitungswert (oder besser gesagt drei Leitungswerte) in Watt berechnet. Beim Stryd-Summit dagegen würde man rein intuitiv vermuten, dass es sich um einen 2D-Sensor handelt, da, bedingt durch die Anbringung am Fuß, (energieverbrauchende) Horizontalbewegungen des Torsos nicht erfasst werden können. Stimmt auch – allerdings nur eingeschränkt. Die Leute von Stryd haben nämlich für ihren Summit einen Algorithmus entwickelt, mit welchem auch aus den Foot-Pod-Daten eine Metrik, die sogenannte Formpower berechnet werden kann, welche jenen Anteil der Leistung repräsentiert, der einzig und allein aufgebracht werden muss, um die Laufbewegung aufrecht erhalten zu können und somit nicht zum Vortrieb beiträgt. Streng genommen ist das sicher nicht dasselbe wie Bewegungen in der Horizontalebene zu ermitteln, und leider halten sich die Leute von Stryd bezüglich ihrer Formel für diese Formpower auch ziemlich bedeckt – ist vermutlich, stark vereinfacht ausgedrückt, so eine Art Differenzbetrachtung zwischen aufgebrachter Leistung und erzieltem Vortrieb. Auf der anderen Seite stimmt es aber auch, dass Bewegungen in den Horizontaleben nicht notwendigerweise kontraproduktiv sind – den Oberkörper komplett steif zu halten, kann unter Umständen mehr Energie kosten, als es die Laufeffizienz positiv beeinflusst.

Darüber hinaus hat der Stryd Running-Powermeter aber auch das Potential zur Langzeit-Belastungssteuerung und gegebenenfalls sogar zur Verletzungsprophylaxe eingesetzt zu werden. Die Idee dahinter ist die Berechnung eines Power-basierten Training-Stress-Scores – in Anlehnung an bereits etablierte Belastungsindices wie dem TSS, einem powerbasierten Belastungsscore aus dem Radsport und Metriken wie dem TRIMP-Score, dem LTS/STS oder der Coggan-ATL/CTL, wie sie bisher in HF- oder RPE-basierten Modellen ermittelt wurden.

Running-Stress-Score – RSS / rTSS

In diesem Zusammenhang hat Stryd sogar eine eigene Metrik, den Running-Sress-Score entwickelt.
Das Potential und der Mehrwert einer solchen Metrik zu Belastungssteuerung dürften wohl ziemlich unbestritten sein. Die Diskussion jedoch, wie man einen solchen powerbasierten Stress-Score für das Laufen am besten ermitteln sollte, ist noch lange nicht abgeschlossen.

Während die Stryd-Entwickler steif und fest behaupten, „ihr“ RSS repräsentiere die Laufbelastung empirisch am exaktesten, sich jedoch bei der empirischen Herleitung ihrer Formel nicht wirklich in die Karten schauen lassen* (Kappa-Koefffizient), haben andere Softwareentwickler bereits alternative Stress-Scores für die Auswertung von Running-Powerdaten präsentiert, die meines Erachtens nach mindestens genau so plausibel und praktikalbel sind. Ein Beispiel hierfür wäre der rTSS ermittelt von Alejandro Martinez zur Verwendung mit der Software Golden Cheetah .

Worin sich aber die meisten wie auch immer gearteten Stress-Scores gleichen ist die Tatsache, dass sie sich schwer tun, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, also einzuschätzen unterschiedliche Sportarten zusammen zu skalieren. Doch ist es nicht genau das, was speziell wir Triathleten uns von einer Metrik zur Einschätzung der Gesamttrainingsbelastung wünschen würden? Eine Art Punktesystem, welches uns nicht nur sagt, wie lange wir uns zum Beispiel nach einem 60-minütigen Lauf erholen sollten, sondern auch wie sich die benötigte Erholungszeit verändert, wenn wir das ganze unmittelbar nach einer langen Radeinheit unternehmen?

Auch in diesem Punkt sind bereits einige Diskussionen im Gange – und mal abgesehen von „geht nicht, verlass dich auf dein Gefühl“ oder „summiere einfach die Werte vom Radfahren und vom Laufen, das passt dann ungefähr“, auch einige interessante Ansätze darunter, nichts von dem hat mich aber bisher so weit überzeugt, dass ich es hier an dieser Stelle breittreten müsste.

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